Der WUD im Wandel der Zeit
Eine Paneldiskussion bot uns den Start in den Tag. Hierbei erinnerten sich die
Teilnehmerinnen an den ersten WUD, des 2005 stattfand. Drei Jahre vor dem Launch des
ersten iPhones waren die Begriffe „Usability“ und „User Experience“ für viele noch
Fremdworte. Um Awareness für diese Thematik zu schaffen wurde der World Usability Day
ins Leben gerufen. Im Rathaus Stuttgart trafen Interessenten damals auf erste Aussteller
wie Alpine, mit einem Screen, der haptisches Feedback an die Nutzerin ausgab, und
Trumpf, die bereits mit Touch Screen arbeiteten.
Abbildung 1: Paneldiskussion zu dem World Usability Day im Wandel
der Zeit. Es wurde sich zurückerinnert an den ersten WUD 2005 - 3 Jahre vor dem ersten
iPhone.
Digitale Barrierefreiheit
Marcel Bertram von A11YPLAN GmbH präsentierte praxisnahe Ansätze, um digitale Produkte
für alle Nutzer*innen zugänglich zu gestalten. Seinen Vortrag „Ohne Hürden - Erfolgreich
zur digitalen Barrierefreiheit“ begann er mit einem Gewinnspiel. Die Aufgabe der
Teilnehmenden war es, einen QR-Code zu scannen und ein unbeschriftetes Formular ohne
Labels auszufüllen, um ein iPhone 16 zu gewinnen. Die fehlenden Labels machten die
korrekte Eingabe jedoch unmöglich. So sehen Formulare für Nutzerinnen eines Screen
Readers aus, wenn keine geeigneten Zusatzinformationen bei der Entwicklung des Produktes
hinterlegt wurden. Ein kleiner Einblick in nur eine Hürde zur Barrierefreiheit.
Abbildung 2: Barrierefreiheit bei Benutzeroberflächen bedeutet mehr
als nur visuelles Design. Aspekte wie Text, Beschreibung, Semantik, Status und Bedienung
spielen eine entscheidende Rolle für die Zugänglichkeit.
Bildquelle: A11YPLAN
Herr Bertram sprach weiter darüber, dass es nicht lediglich Randgruppen sind, für die
digitale Barrierefreiheit wertvoll ist sondern in gewissen Situationen jeden betreffen
können. So gibt es auch temporär eingeschränkte Personen, Menschen mit Behinderungen,
Ältere Menschen, Nicht-Muttersprachler uvm. Dem entsprechend müssen Bedienungsweisen,
Navigation, Sprache und Interaktionsoptionen nicht nur visuell, sondern auch technisch
hervorgehoben werden.
Abbildung 3: Eine kleine Anpassung, wie eine barrierefreie
Straßenüberquerung ermöglicht verschiedenen Personengruppen wie Eltern mit Kinderwagen,
Rollstuhlfahrern und Personen mit Gepäckwagen einen sicheren und einfachen Zugang zu
öffentlichen Bereichen.
Bildquelle: A11YPLAN
Der Vortrag war besonders informativ, da ab 2025 das europäische
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft tritt und auch Sanktionen für
Unternehmen mit fehlender Barrierefreiheit mit sich bringt. Dieses neue Gesetz fällt
unter die EU-Richtlinie zum European Accessibility Act (EAA) und ist relevant für große
Unternehmen als auch kleinere Anbieter, insofern sie Produkte und Dienstleistungen
bereitstellen.
Nachhaltige UX-Praktiken
Isabell Höffner und Noah Knauss von 21TORR beleuchteten in ihrem Vortrag „Making
Sustainable Experiences Default“, wie nachhaltige Nutzererfahrungen zum Standard werden
können.
Menschzentrierte Medizinprodukte
Nicole Dewald und Niklas Terodde zeigten am Beispiel eines interventionellen MRTs, wie
Usability Engineering die Entwicklung in der Medizintechnik bereichern kann. Hierbei
begleiteten Sie mit Ihrem Wissen in den Bereichen UX und User Testing den Prozess.
Gegenstand des Projekts war die Optimierung zur Arbeitsweise einer Radiologin bei
direkten Biopsien während eines laufenden MRTs. Nicht nur war die dafür genutzte
Software für den Anwendungsfall einer Live-Übertragung ungeeignet, zudem war die Haltung
der Ärztin für deren Rücken schädlich. Zur Optimierung betrachteten Frau Dewald und Herr
Terodde den gesamten Prozess und die unterschiedlichen Rollen der beteiligten
Personen.
KI und Wohlbefinden
In einem spannenden Vortrag beleuchtete Franziska Träuble, wie positive Erlebnisse in
KI-Anwendungen gestaltet werden können. Ihr Beitrag stand exemplarisch für die
Verbindung von Technologie und Human-Centered Design. Dabei war besonders einprägsam,
dass es fünf positive Erlebnisse benötigt um ein negatives Erlebnis in Balance zu
bringen.
Interaktive Formate und XR
Workshops wie „NaturKONTAKTE“ oder Sessions zum XR-Design boten nicht nur theoretischen
Input, sondern auch praktische Anwendungsbeispiele.
Networking und Inspiration
Der WUD Stuttgart war mehr als nur eine Konferenz. Teilnehmende hatten die Gelegenheit,
sich in Poster-Sessions, einer Barcamp-Runde und dem „Wellbeing Inspiration Lab“
auszutauschen. Abgerundet wurde der Tag durch ein Networking-Event, das Raum für
Diskussionen und neue Kooperationen bot. Es wurden informative und interaktive Stände
geboten. So durften wir einmal selbst den Limbic Chair in Kombination mit VR testen
(https://luxvivendi.com/de/products/limbic-chair?srsltid=AfmBOooC8iQBbzyLEzfLY9kIlLewTZZa4Dm2_VihWHlJP9rd47leI3jG)
und hatten regen Austausch mit den Kollegen von 21TORR und der USE-Ing. GmbH.
Abbildung 4: Am 14.11.24 trafen sich Designaffine zum World
Usability Day in der Hochschule der Medien Stuttgart.
Abbildung 5: Kaffeespezialitäten mit dem WUD-Logo (World Usability
Day) als Latte-Art, serviert in stilvollen Pappbechern – ein Hingucker für
Veranstaltungen und Events.
Fazit: Gemeinsam für eine bessere Welt
Der WUD Stuttgart 2024 war nicht nur eine Gelegenheit, über Herausforderungen in UX und
Usability zu sprechen, sondern auch eine Plattform, um die Weichen für eine
nachhaltigere, inklusivere digitale Zukunft zu stellen. Des Weiteren wurde
hervorgehoben, dass in der nutzerzentrierten Gestaltung Methodiken und im großen und
ganzen der Mensch im Vordergrund steht. Die Mischung aus Expertenwissen, praktischen
Einblicken und Community-Engagement machte das Event zu einem vollen Erfolg.